EIN LEBEN AUS LICHT INMITTEN DER SCHATTEN DER WOHNHÄUSER

21.6.2021

Am Rande von Barrandov, wo der Hang in Richtung Klukovice zum Prokop-Tal hin abfällt, wurde kürzlich eine neue Kirche gebaut. Die Kirche von Christus dem Erlöser. Trotz seiner modernen, glatten, rechteckigen Formen und der Materialien, aus denen es besteht, reichen die Inspiration und das Konzept seiner Architektur tief in die Vergangenheit zurück und verbinden so die Schönheit der Tradition mit der Gegenwart.

Von dem Moment an, in dem wir vor seinem Turm unter der vorgestellten Treppe stehen, beeindruckt er uns durch sein strahlendes Weiß und sein Licht zwischen den nahe gelegenen Wohnhäusern. Die breite Treppe und der angrenzende Raum, der mit dem Kristian-Café verbunden ist, laden die Passanten zum Verweilen ein. Es ist ein schöner Ort für Begegnungen und ein schönes neues Wahrzeichen.

Nimmt man die Einladung an, wozu das sich zurückziehende Hauptportal einlädt, gelangt man durch die großen Glastüren in das lichtdurchflutete Kirchenschiff. Vom ersten Moment an sind wir von dem Grund fasziniert, der diese Kirche so anders macht als andere. Es ist das LICHT.

Wir befinden uns im breiten Hauptschiff der Kirche, das in Form eines Kreuzes mit einer breiten halbrunden Apsis gebaut wurde. Im Inneren beeindruckt die ganze Kirche durch ihre Reinheit und ihr Weiß, die Glätte der Wände, die Weite des hellen, mit goldenem Granit gepflasterten Bodens und die Stufen, die zum weißen Marmorchor hinaufführen. Über dem Kreuzungspunkt befindet sich ein hoher goldener Glasring, dessen goldene Oberfläche die 11 Meter hohen Wände in einem leuchtenden Gold-Blau umspielt. Das Glas im Ring wird von einer Aufhängungsstruktur aus Edelstahl getragen, die mit scheinbar unauffälligen Streben und Stäben das Glas in der Waage hält und ein Durchhängen des gesamten Systems verhindert.

Um die Sonnenwende dringt die Sonne durch diesen Glasring so direkt in die Kirche ein, dass sich das Licht tagsüber auf ein anderes, vielleicht das wichtigste Symbol der Kirche, das Kreuz, verlagert. Sie ist 5,75 Meter hoch und besteht vollständig aus Glas mit einem zentralen Kreuz aus Edelstahl. Es besteht aus neun Schichten 19 mm dickem, gehärtetem Glas, die miteinander verklebt sind.  Die Farbe des Glases ist grünlich und hebt sich von dem weißen Hintergrund ab. Das Licht, das in das Kreuz eindringt, wirft schräge, farbige Schatten auf die Umgebung und zaubert schöne Muster unter und hinter dem Kreuz, die sich mit fortschreitender Wirkung der Strahlen verändern. Wenn Sie Glück haben, sehen Sie für ein paar flüchtige Momente am Tag einen Regenbogen aus Licht, der direkt auf das Kreuz fällt.

Ein weiteres bedeutendes Lichtelement ist das Buntglasfenster an der Südwand, das eine Engelsprozession darstellt, die in die Kirche einzieht. Die Scheiben aus gewelltem Blasenglas, die mit klassischem Bleiglas ummantelt sind, wechseln ihre Farben von Orange über Gelb bis hin zu Klarglas. Die Glasmalerei wird durch Onyxelemente in den Gesichtern der Engel und an den Säumen ihrer Kleider ergänzt. Neben der Glasmalerei steigt die Jungfrau Maria auf Marmorstufen aus einer Höhe von etwa 2,5 Metern zu uns herab. Unter ihr befindet sich ein Granitbehälter für Sand, der mit Wasser bedeckt ist und in den Kerzen gesteckt werden, um unseren Gebeten Kraft zu verleihen.

Ein besonderes architektonisches Beleuchtungselement, das den Eindruck von Leichtigkeit und Luftigkeit der Kirche vermittelt, ist das Fensterband, das, abgesehen vom Hauptturm, die gesamte Kirche ohne Unterbrechung bis knapp unter das Dach auskleidet und den Eindruck erweckt, dass das Dach über dem Kirchenraum schwebt.

Die Ausstattung der Kirche folgt liturgisch der Tradition, ist aber gleichzeitig zeitgemäß und modern in ihrer Schlichtheit und Konzeption. In der Mitte, an der Vorderseite des Altarraums, steht ein Altar in Form einer Wiege aus schönem griechischem Marmor mit goldener Maserung auf einem Sockel aus drei breiten goldenen Zylindern. Rechts davor, auf den Stufen zum Altarraum, steht ein Ambo auf zwei schmalen Marmorsäulen, der in Form eines aufgeschlagenen Buches vergoldet ist. Auf der linken Seite des Altarraums befindet sich ein Taufbecken aus Marmor, das auf einem breiten Fuß aus einem einzigen Zylinder steht und in dessen Spitze eine vergoldete Wiege für das Weihwasser eingelassen ist.

Im hinteren, abgerundeten Teil des Altarraums, durch den man in die Sakristei gelangt, steht eine hohe zylindrische Kapelle aus Aluminium. Wenn wir es wagen, ihn zu betreten, überrascht er uns mit seiner Zerbrechlichkeit. Trotz ihrer Solidität wirkt sie wie eine Spitze, deren geometrisch schraubenförmig regelmäßige horizontale Querschnitte, die sich von der rechten Seite des Eingangs vom Boden bis zur Spitze erstrecken, kurz vor dem Dreieck der massiven glatten Wand aufhören, die den Menschen Privatsphäre und Gebet in der Kapelle ermöglicht und sie vor den Blicken der anderen Kirchenbesucher schützt.

Das Heiligtum, das sich in unmittelbarer Nähe des Eingangs zur Kapelle befindet, steht auf einem rechteckigen Marmorsockel, von dem aus ein geschnitztes Leichentuch anmutig ausläuft. Das Heiligtum hat die Form eines goldenen Blocks mit einem roten Glaskreuz, das von der Kapelle aus gesehen vertieft ist. Über dem Tabernakel schwebt ein rotes, ewiges Licht in Form einer Schale, die von der Seite betrachtet wiederum einer Wiege ähnelt.

In Zukunft können wir uns auf eine Kirchenbank freuen, die die Ausstattung der Kapelle um einen Ort der Ruhe und Besinnung ergänzt. In der Kirche befinden sich auch die Osterkerze, der Kreuzweg, die Orgel auf der Chorempore und das Glockenspiel im Turm.

Die Kirche ist auch am Abend einen Besuch wert, wenn die kunstvollen, harmonischen Stimmungen der elektrischen Beleuchtung voll zur Geltung kommen. Die Kirche verfügt über unterschiedliche Beleuchtungsarten für die verschiedenen Anlässe, die in ihr stattfinden. Es ist anders für eine Werktagsmesse, anders für eine feierliche Messe, anders beleuchtet für ein Konzert, anders für eine Anbetung und anders nur für die nächtliche Atmosphäre, wenn das Glaskreuz separat beleuchtet wird. Wunderschön sind die zylindrischen oder klaren Glasleuchten, die mehrere Meter über den Köpfen der Besucher schweben und deren Textur Spinnennetze und Blasen im Glas wie ein kleines Lichtuniversum erzeugt.

Das wichtigste Element der Kirchenbeleuchtung ist jedoch das natürliche Tageslicht. Sie prägt die Atmosphäre und formt die Stimmungen der Besucher durch das Spiel und die Harmonie ihrer Töne und Untertöne, die sich an den Wänden der Kirche entlang bewegen und sich mit den Stimmungen des Wetters und der Tageszeit und vor allem mit den Unterschieden der Jahreszeiten verändern. So wirkt die Kirche durch ihre Veränderungen als ein lebendiges und sprechendes Umfeld, das die Menschen durch den Geist, den Kunst und Architektur in unsere Welt einprägen, beeinflusst…